Forum Flüchtlinge: "Als Christen sind wir aufgerufen, uns für die Schwachen einzusetzen"

Forum Flüchtlinge: "Als Christen sind wir aufgerufen, uns für die Schwachen einzusetzen"

Am 16.September lud die EVP International zum FORUM FLÜCHTLINGE im Bundeshaus ein.

Pfarrer Dr. Daniel Frei, Leiter des Pfarramts für weltweite Kirche (ref. Kirche BS/BL), beleuchtete das Thema „Flüchtlinge: Herausforderung, Chance oder Dilemma“ aus theologischer Sicht. Migration ist als Grundnarrative bereits in der Bibel verankert. Abraham wird von Gott dazu angehalten, sein Vaterhaus zu verlassen und Segen in einer neuen Heimat zu erfahren. Später sind die Israeliten immer wieder an ihr "Fremdsein" in Ägypten  erinnert, damit sie mehr Verständnis für Fremde im eigenen Land aufbringen können. Nicht weniger provokativ ist das Neue Testament: Wer Fremde bei sich aufnimmt, lädt auch Jesus zu sich ein. "Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen", sagt Jesus im Matthäus-Evangelium.

Martin Trachsel, Projektleiter der „Heilsarmee Flüchtlingshilfe“ und Leiter des Durchgangszentrum Bern und der Notunterkunft Hindelbank, unterstrich die humanitäre Tradition der Schweiz. Das moderne Beispiel des Dorfes Riggisberg ist einschlägig: Dorfbewohner haben einen Schritt auf die „Fremden“ zu gewagt. Zeit wurde verschenkt und Picknicks, Schwimmen in der Aare, Fussballturniere und Volleyballmatches organisiert. Als Folge dessen spricht man in Riggisberg nicht mehr von Asylanten, sondern von Mehret, Camus, Faisa und Roman. Es gehe nicht darum, meinte Trachsel, das Flüchtlingsthema zu idealisieren. Da trifft man auf Menschen mit anderer Herkunft, mit  ihren Fluchtgeschichten und gezeichnet von traumatischen Erfahrungen. Menschen, deren Erwartungen und Hoffnungen meist nicht in Erfüllung gingen und nun enttäuscht sind. Damit in solchen Situationen Beziehungen entstehen, bedarf es wahrlich eines Wunders. Doch als Christen wollen wir uns auf Wunder einlassen – und setzen uns gerade deshalb für die Schwachen ein.

Alt-Nationalrat Heiner Studer (EVP) verwies schliesslich auf die bereits im 2011 von der EVP verabschiedete Resolution zur Migrationspolitik: „Rasche Verfahren, Asyl für verfolgte Christen, mehr Entwicklungshilfe“. Bezüglich der laufenden Asylrevision begrüsse die EVP die kostenlose Asylberatung und Rechtsvertretung. Auch sei es endlich an der Zeit, die Gelder für Entwicklungszusammenarbeit substantiell zu erhöhen, d.h. auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Dies nicht nur zu Gunsten der humanitären Hilfe, sondern speziell auch zum Wiederaufbau der Krisenregionen vor Ort. Nach einer angeregten Diskussion und diversen ermutigenden Erfahrungsberichten von Teilnehmern endete der diesjährige EVP International Anlass.

 

 

Christian Meyer
Projektleiter EVP International