Rücktritt von Micheline Calmy-Rey zum richtigen Zeitpunkt

EVP-Präsident Heiner Studer rechnet Micheline Calmy-Rey hoch an, dass sie der Entwicklungszusammenarbeit stets einen hohen Stellenwert eingeräumt und sich engagiert für den bilateralen Weg eingesetzt hat. In der Nahostpolitik hätte er sich mehr Verständnis für Israel gewünscht.

Bundesrätin Micheline Calmy-Rey hat ihren Rücktritt auf Ende Jahr zum richtigen Zeitpunkt angekündigt. „Nach 9 Jahren im Bundesrat und mit 66 Jahren war ein Rücktritt auf Ende der Legislaturperiode zu erwarten und er ist aus EVP-Sicht folgerichtig“, sagt EVP-Präsident Heiner Studer.

 

Das Aussenministerium ist ihr damals zugeteilt worden, weil die Bundesratsmehrheit das Innere nach Ruth Dreifuss in bürgerlichen Händen wissen wollte. „Micheline Calmy-Rey verwaltete nicht in erster Linie, sie gestaltete“, würdigt Heiner Studer ihr politisches Schaffen: „In ihrer Amtstätigkeit schätze ich insbesondere, dass sie der internationalen Solidarität und der Entwicklungszusammenarbeit einen hohen Stellenwert einräumte.“ Sie führte in der Europapolitik den von der Bevölkerung gestützten bilateralen Weg engagiert weiter. In der Nahostpolitik hätte sich die EVP ein grösseres Verständnis für Israel gewünscht.

 

Micheline Calmy-Rey kam als Grossmutter in den Bundesrat und zeigte damit, dass Frauen - wenn das Umfeld stimmt - nicht zwischen Familie und Politik wählen müssen. Als Reaktion auf Heiner Studers Buch "Auch Politiker sind Menschen" (2009) schrieb sie ihm: "Du zeigst darin Seiten des Polit-Alltags auf, die im harten Ringen um Positionen und Kompromisse allzu oft untergehen. Es ist auch eine Aufforderung an uns alle, den Menschen und die Sache in den Mittelpunkt der Politik zu stellen."

 

Bern, den 7. September 2011/hs/nh