Bereits heute arbeiten die Menschen im Verkauf unter überdurchschnittlich belastenden Arbeitsbedingungen wie atypischen Arbeitszeiten, wenig Mitbestimmung und anhaltend tiefen Löhnen.
«Gerade für das Verkaufspersonal ist der arbeitsfreie Sonntag besonders wichtig - nicht nur als Ruhetag zur Erholung. Er ist für viele auch der einzige Tag in der Woche für gemeinsame Zeit mit der Familie, mit Freunden oder für ihr Glaubensleben.»
Nik Gugger, Nationalrat EVP
Der Nationalrat hat dem Vorstoss zur Schwächung des arbeitsfreien Sonntags dennoch – gegen die Stimmen der EVP-Nationalratsmitglieder – mit 109 zu 79 Stimmen bei 2 Enthaltungen zugestimmt. Die Vorlage geht nun in den Ständerat. Es ist zu hoffen, dass die kleine Kammer die Arbeitnehmenden wieder in den Fokus rückt und diese Schwächung des arbeitsfreien Sonntags abwehrt. Sollte auch der Ständerat dieser Gesetzesänderung zustimmen, käme es vermutlich zum Referendum. Bisher hat sich die Stimmbevölkerung in kantonalen Abstimmungen jedenfalls meist sehr kritisch zu einer Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten geäussert, so zuletzt im Kanton Wallis am 3. März 2024.
Bereits heute viele Ausnahmen
Bereits heute bestehen für die Sonntagsarbeit im Verkauf zahlreiche Ausnahmen, etwa für Verkaufsläden in Bahnhöfen, Kioske an öffentlichen Strassen und Plätzen, Tankstellenshops an Hauptverkehrslinien, Bäckereien, Konditoreien, Confiserien, Blumenläden, Läden in Tourismusgebieten oder Läden in grenznahen Einkaufszentren.
Arbeitsfreier Sonntag wichtiger denn je
Die sich in den letzten Monaten häufenden Versuche des Parlaments, den arbeitsfreien Sonntag auszuhöhlen, kommen in einer Zeit, in der die Bedeutung dieses Ruhe- und Gemeinschaftstages für die Arbeitnehmenden stetig wächst. Die Arbeitswelt wird immer schneller, fordert immer höhere Flexibilität und lässt die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben immer fliessender werden. In den letzten 10 Jahren erhöhten sich die krankheitsbedingten Arbeitsabsenzen um 50 Prozent. Gerade im Detailhandel sind die krankheitsbedingten Ausfälle mit zwei Wochen pro Jahr überdurchschnittlich hoch.