Auftrag nicht erfüllt und übers Ziel hinausgeschossen

Auftrag nicht erfüllt und übers Ziel hinausgeschossen

Wer sich die Mühe nimmt den Lehrplanentwurf genauer anzuschauen, ist irritiert über die vielen Kompetenzziele, die in jedem Fach erreicht werden sollen.

Über 4700 Teilziele sind es, die definiert worden sind. Erwartet wurde eigentlich ein einfacher Rahmenlehrplan mit verbindlichen Stufenzielen, doch herausgekommen ist ein fragwürdiges Experiment einer normierten Bildungssteuerung über messbare Kompetenzziele. Wenn alle im Lehrplan aufgeführten Kompetenzziele erreicht oder zumindest "durchgenommen" werden müssen, bleibt die Gestaltungsfreiheit der Lehrerinnen und Lehrer auf der Strecke. Wollen wir wirklich eine Schule, wo alles nach einem festgelegten Programm abläuft?

 

Nichts spricht gegen eine vernünftige Kompetenzorientierung des Lehrplans, die geplante Bildungssteuerung schiesst jedoch weit über das Harmonisierungsziel hinaus. Ein auf verbindliche Grundkompetenzen ausgerichteter praxisnaher Lehrplan sollte als didaktischer Hintergrund den Unterricht beeinflussen. Die masslose Regulierungsdichte des Lehrplanentwurfs aber führt zu einer wenig kreativen Unterrichtsplanung und mehr Oberflächlichkeit.  

 

Die Deutschschweizer EDK muss noch einmal gründlich über die Bücher, wenn die Koordination der Bildung zwischen den Kantonen wirklich gelingen soll. Dazu braucht es eine völlige Entschlackung des Lehrplans, eine Zusammenfassung der Teilkompetenzen zu Grundkompetenzen und die Festlegung wesentlicher Inhalte. Dass diese Aufgaben angepackt werden, hat der Souverän mit dem Bildungsartikel unmissverständlich gefordert.

 

Hanspeter Amstutz

Fehraltorf