Die heute publizierten Studienresultate des Walliser Zentrums für Tabakprävention (CIPRET) sind an Deutlichkeit fast nicht mehr zu übertreffen: das Servicepersonal in Restaurants und Bars atmet täglich und unfreiwillig ein Äquivalent von 15 bis 38 Zigaretten ein. Auch die übrigen Studienteilnehmenden im Alter von drei Monaten bis 82 Jahren waren erschreckend häufig Passivrauch ausgesetzt: eine bloss schwache Belastung (weniger als 0.2 Zigarettenäquivalente pro Tag) wiesen nur 5.7 Prozent der Probanden aus. Indem die Studie nicht auf einer Befragung und damit dem Erinnerungsvermögen der Teilnehmenden, sondern auf den Daten eines Nikotinmessgerätes beruht, welches die Studienteilnehmer ein halbes Jahr auf sich getragen haben, verdient sie umso grössere Beachtung.
Angesichts dieser Resultate fordert die EVP den Ständerat dringend dazu auf, nun keine Kompromisse mehr einzugehen und das Personal im Gastgewerbe bedingungslos zu schützen. In der Herbstsession hat sich der Nationalrat bei der Beratung der parlamentarischen Initiative „Schutz der Bevölkerung und der Wirtschaft vor dem Passivrauchen“ im Grundsatz zwar für einen besseren Passivrauchschutz ausgesprochen, diesen aber postwendend wieder ausgehöhlt:
- So soll das neue Gesetz nur an jenen Arbeitsplätzen zur Anwendung kommen, wo mehrere Personen arbeiten.
- Definitiv ausgehebelt wird der angepeilte Arbeitnehmerschutz, indem auch in den sogenannten Fumoirs Personal beschäftigt werden darf.
- Ausnahmebewilligungen erhalten Gastbetriebe, wenn sie den Nachweis erbringen können, dass die Schaffung abgetrennter Räume nicht möglich ist.
- Schliesslich will der Nationalrat einen wirksamen Passivrauchschutz mit einer zweijährigen Übergangsfrist weiter hinauszögern.
„Jetzt steht der Ständerat in der Verantwortung“, fordert Ruedi Löffel, Berner EVP-Grossrat und Projektleiter auf der Fachstelle für Suchtprävention Blaues Kreuz Kanton Bern: „Absolute Minimalvariante ist die Verankerung einer expliziten Gesetzesbestimmung, dass die Kantone weitergehende Bestimmungen zum Schutz vor Passivrauchen erlassen dürfen.“ Noch besser wäre es, er korrigierte den Kniefall des Nationalrates vor der Raucherlobby und der Tabakindustrie.
Dass die Schweiz gegenüber ihren europäischen Nachbarn – notabene Raucherländer wie Frankreich und Italien, von denen man solche Schritte nie erwartet hätte – mit dem Passivrauchschutz ohnehin schon im Verzug ist, sei peinlich genug, meint Nationalrat und Parteipräsident Ruedi Aeschbacher (EVP, ZH). Angesichts dieser Studienresultate müsse der Ständerat nun aber wirklich dringend nachbessern.
Zürich, den 13. Februar 2008/nh