Der Tsunami und unsere Verletzlichkeit

Der Tsunami und unsere Verletzlichkeit

Der Kommentar von Ruedi Aeschbacher, Parteipräsident der EVP, zur Verletzlichkeit der Menschheit und der Frage der Solidarität.

Wie verletzlich der Mensch doch ist. Am eigenen Leib habe ich es nach den Festtagen erfahren: eine innere, sehr schmerzhafte Entzündung - und schon lag ich buchstäblich flach und konnte es kaum erwarten, ins nächstgelegene Spital eingeliefert zu werden.

 

Auch die Menschheit als Ganzes ist verletzlich. Mehr als wir geglaubt haben, wie die Flutkatastrophe zeigt. Noch verletzlicher durch die rücksichtslose, weiträumige Abholzung und Überbauung der Küstenregionen.

 

Ermutigend ist die Riesenwelle der weltweiten Anteilnahme und Solidarität. Doch sie lässt auch Fragen zurück, diese Solidarität: Warum ist sie so gross gerade hier? Wegen dem  Ausmass der Verwüstung? Wegen der riesigen Opferzahlen? Oder etwa weil nicht «nur» fremde, unbekannte Menschen in einem fernen Land starben, sondern auch Tausende von Europäern und ein mehrfaches Hundert eigener Landsleute?

 

Noch grössere Katastrophen dagegen gehen an unserer Gesellschaft vorbei, fast ohne Emotionen und Reaktionen: beispielsweise die Völkermorde in Ruanda oder in Darfur, das tägliche vieltausendfache Kindersterben in Afrika.

 

Haben wir so viel Hornhaut auf unserer Seele, dass uns stille Not und Leiden, auf welche nicht dauernd die medialen Schweinwerfer zünden, nicht mehr bewegen? Braucht es tage- und wochenlang die Schreckensbilder in unseren warmen Stuben, bis wir wirksam und beherzt helfen?

 

Hoffentlich nicht! Meine Extraspende jedenfalls geht nicht nach Asien, sondern an ein Kinderhilfswerk in Afrika.

 

Ruedi Aeschbacher, Parteipräsident der EVP Schweiz