Überparteiliches Nein zu Gentech-Untersuchungen ohne Kontrolle

Das neue Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­setz geht viel zu weit, ist gefähr­lich und vor allem in sei­ner Anwen­dung nicht kon­trol­lier­bar. Das über­par­tei­li­che Komi­tee «Nein zu die­sem FMedG» aus mehr als 50 Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern von BDP, CVP, EDU, EVP, Grü­nen, SP und SVP stellte heute an einer Medi­en­kon­fe­renz in Bern zum Auf­takt sei­ner Kam­pa­gne unter der Füh­rung der EVP die Gründe vor, wes­halb die Geset­zes­re­vi­sion am 5. Juni zwin­gend an den Absen­der zurück­ge­wie­sen wer­den muss.

SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor warnte vor den ekla­tan­ten Miss­brauchs­ri­si­ken des neuen Geset­zes hin zu einer schran­ken­lo­sen Selek­tion mensch­li­cher Embryo­nen: «Nach einem Gen­test lie­gen auch Ergeb­nisse vor, die nicht zur Selek­tion ver­wen­det wer­den dür­fen, zum Bei­spiel das Geschlecht des Kin­des oder seine Augen­farbe. Sogar der Bun­des­rat gibt zu, dass in der Pra­xis eine Kon­trolle dar­über nicht mög­lich ist, dass wirk­lich nur schwere Erb­krank­hei­ten eli­mi­niert wür­den.»

Auf dem Weg zu glo­ba­len Nor­ma­li­täts­tests

Mathias Reynard, Natio­nal­rat SP machte deut­lich, wie schwam­mig und extrem weit das vor­lie­gende Gesetz for­mu­liert ist: «Nir­gends ist defi­niert, wel­che Erb­krank­hei­ten oder chro­mo­so­ma­len Eigen­schaf­ten 'selek­ti­ons­wür­dig' sind. Die Erfah­rung z.B. in Gross­bri­tan­nien zeigt, dass die Liste mit den Aus­wahl­kri­te­rien stets erwei­tert wird. Dies führt letzt­lich zu glo­ba­len Nor­ma­li­täts­tests zu Las­ten der mensch­li­chen Viel­falt!»

Viel­falt statt Opti­mie­rungs­wahn

«Wir wol­len keine gene­tisch opti­mier­ten Kin­der, son­dern Viel­falt statt Selek­tion. Wir enga­gie­ren uns für eine Gesell­schaft, in der Men­schen mit Behin­de­run­gen dazu gehö­ren. Die Fort­pflan­zungs­me­di­zin geht mit die­sem Gesetz zu weit. Es wer­den keine Gren­zen mehr gesetzt - tun wir es des­halb», for­derte Natio­nal­rä­tin Chris­tine Häs­ler, Grüne. Die Unter­schei­dung zwi­schen soge­nannt lebens­wer­ten und nicht lebens­wer­ten Embryo­nen führe letzt­lich zu einer Dis­kri­mi­nie­rung von Men­schen mit Behin­de­run­gen, denn sie wür­den dann als ver­meid­ba­res Risiko gel­ten.

Gegen Stig­ma­ti­sie­rung

Auch Natio­nal­rat Chris­tian Lohr, CVP, setzte sich aus Über­zeu­gung dage­gen ein, dass bereits bei Embryo­nen eine Selek­tion statt­fin­den soll. Ent­schie­den wehre er sich dage­gen, einem unwür­di­gen Aus­wahl­ver­fah­ren zuzu­stim­men. «Wenn wir die­sen Weg wei­ter­ge­hen, brand­mar­ken wir Men­schen mit einer Behin­de­rung als `lebens­un­wert`», warnte Lohr ein­dring­lich. Das FMedG setze für eine humane Gesell­schaft fal­sche Signale.

Keine euge­ni­sche Selek­tion als Regel­fall

«Es ist falsch, vor­ge­burt­li­che Tests (PND) als Begrün­dung für die Selek­tion von Embryos anzu­füh­ren», betonte CVP-Nationalrat Marco Romano. Bei der PND fände eine sehr schwie­rige Abwä­gung im Ein­zel­fall statt. Das FMedG hin­ge­gen erlaube mit der PID ein tech­ni­sier­tes Selek­ti­ons­ver­fah­ren, bei dem euge­nisch alle Embryo­nen ver­wor­fen wür­den, die mit einem mut­mass­li­chen Man­gel behaf­tet seien. «Die Aus­nah­me­si­tua­tion darf jedoch nicht zum Regel­fall wer­den», mahnte Romano. Selbst Bun­des­rat Alain Ber­set hatte noch 2014 vor bei­den Räten vor den euge­ni­schen Ten­den­zen die­ses Geset­zes gewarnt.

Dis­kus­sion über Kon­se­quen­zen, Leit­plan­ken und Gren­zen

«Wenn man­cher­orts im Aus­land bereits weit­ge­hend selek­tio­niert wird, heisst das nicht, dass wir in der Schweiz unbe­se­hen die glei­chen Feh­ler auch machen müs­sen», begrün­dete EVP-Nationalrätin Mari­anne Streiff-Feller ihr Votum für eine breite gesell­schaft­li­che Dis­kus­sion über das Gesetz. Wenn neue Tech­no­lo­gien wie die PID mit der­art weit­rei­chen­den gesell­schaft­li­chen, medi­zi­ni­schen und ethi­schen Kon­se­quen­zen ein­ge­führt wür­den, brau­che es zwin­gend eine grund­le­gende Dis­kus­sion um die Leit­plan­ken und Gren­zen für deren Umset­zung.

Kon­takt

Jean-Luc Addor, Natio­nal­rat SVP:
078 824 36 64, jean-luc.addor(at)parl.ch

Chris­tine Häs­ler, Natio­nal­rä­tin Grüne:
079 379 47 05, christine.haesler(at)parl.ch

Chris­tian Lohr, Natio­nal­rat CVP:
079 405 41 72, christian.lohr(at)parl.ch

Mathias Reynard, Con­seil­ler natio­nal PS:
mathias.reynard(at)parl.ch

Marco Romano, Natio­nal­rat CVP:
079 425 14 31, marco.romano(at)parl.ch

Mari­anne Streiff-Feller, Natio­nal­rä­tin, Prä­si­den­tin EVP Schweiz:
079 664 74 57, marianne.streiff(at)parl.ch

Samuel Kull­mann, Kam­pa­gnen­lei­ter "NEIN zu die­sem FMedG":
079 720 77 86, info(at)FMedG-Nein.ch

Dirk Mei­sel, Lei­ter Kom­mu­ni­ka­tion EVP Schweiz:
079 193 12 70, dirk.meisel(at)evppev.ch

 

Das über­par­tei­li­che Komi­tee "Nein zu die­sem FMedG!" setzt sich aus mehr als 50 Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern von BDP,CVP, EDU, EVP, Grü­nen, SP und SVP zusam­men. Mit dem Refe­ren­dum will es eine flä­chen­de­ckende will­kür­li­che Anwen­dung der Prä­im­plan­ta­ti­ons­dia­gnos­tik (PID), ins­be­son­dere die umstrit­te­nen Gen­tests (Chromosomen-Screening) ver­hin­dern.

2015 hatte das Schwei­zer Stimm­volk einer Ver­fas­sungs­än­de­rung zuge­stimmt, die die Ein­füh­rung von Gen­tests an Embryo­nen, die Prä­im­plan­ta­ti­ons­dia­gnos­tik (PID) in der Schweiz grund­sätz­lich erlaubt. Das revi­dierte Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­setz (FMedG) regelt die kon­krete Anwen­dung der PID im Detail. Es geht dabei viel wei­ter als der Bun­des­rat ursprüng­lich vor­ge­schla­gen hatte. Es erlaubt nun Gen­tests und Selek­tion von Embryo­nen nicht nur bei einem Ver­dacht auf schwere Erb­krank­hei­ten, son­dern für alle künst­li­chen Befruch­tun­gen, so dass zum Bei­spiel auch Down-Syndrom-Kinder aus­ge­son­dert wer­den kön­nen. Über­zäh­lige Embryo­nen dür­fen tief­ge­fro­ren wer­den und müs­sen nach spä­tes­tens 10 Jah­ren ver­nich­tet oder für For­schungs­zwe­cke zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Gegen das viel zu weit gehende Gesetz hat­ten zahl­rei­che Orga­ni­sa­tio­nen erfolg­reich das Refe­ren­dum ergrif­fen, wes­halb es am 5. Juni 2016 dem Volk zur Abstim­mung vor­ge­legt wird.

Fotos zum Down­load

Foto 1

Bild­le­gende: NR Jean-Luc Addor, SVP; NR Mathias Reynard, SP; NR Chris­tian Lohr, CVP; NR Mari­anne Streiff, EVP; NR Marco Romano, CVP; PD Dr. Ste­fano Rimoldi, Lei­ten­der Arzt Kar­dio­lo­gie, Insel­spi­tal Bern; NR Chris­tine Häs­ler, Grüne 

Foto 2

Bildlegende:NR Chris­tian Lohr, CVP; NR Mari­anne Streiff, EVP; NR Marco Romano, CVP


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