Kampagne gegen die moderne Sklaverei des 21. Jahrhunderts

Zehn Orga­ni­sa­tio­nen haben sich für eine breit ange­legte Kam­pagne gegen Men­schen­han­del und Aus­beu­tung in der Schweiz zusam­men­ge­tan. Höhe­punkt ist eine Kund­ge­bung in Bern auf dem Bun­des­platz am Sam­stag, 24. Sep­tem­ber 2022 um 15:00 Uhr. An einer Medie­no­rien­tie­rung stell­ten die Ini­tia­to­ren die Kam­pagne, ihre Gründe, Ziele und Ele­mente den Medien vor. Sie erläu­ter­ten die Ver­flech­tung des Men­schen­han­dels mit der orga­ni­sier­ten Kri­mi­na­lität. Und sie zeig­ten den kon­kre­ten poli­ti­schen Kampf gegen Men­schen­han­del und Aus­beu­tung in der Schweiz auf. So sprach sich der Natio­nal­rat bereits für zwei EVP-Motionen aus, die mehr Res­sour­cen für die Bekämp­fung sowie einen eige­nen Straf­tat­bes­tand für Arbeit­saus­beu­tung for­dern. Eine Motion für Auss­tieg­spro­gramme aus der Pros­ti­tu­tion wird in der aktuel­len Herbst­ses­sion ein­ge­reicht.

Der deutsche erste Kri­mi­nal­haupt­kom­mis­sar a. D. Man­fred Pau­lus, Trä­ger des Bundesverdienst-kreuzes für 40 Jahre Kampf gegen Men­schen­han­del und Zwang­spros­ti­tu­tion, erläu­terte die Hin­ter­gründe von Men­schen­han­del, sexuel­ler Aus­beu­tung und Arbeit­saus­beu­tung in Europa und in der Schweiz. So stam­men nur etwa fünf Prozent der Pros­ti­tuier­ten in der Schweiz aus dem Inland. Der wei­taus grösste Teil wird – meist unter fal­schen Vers­pre­chun­gen oder auch mit Gewalt – aus den Armutslän­dern Osteu­ro­pas wie Mol­da­wien, Rumä­nien oder Bul­ga­rien sowie aus Afrika oder Asien rekru­tiert. Sie lan­den in den Hän­den von Tätern und Orga­ni­sa­tio­nen, die in zuneh­men­dem Maße der orga­ni­sier­ten Kri­mi­na­lität zuzuord­nen sind.

«Sie gel­ten als die Skla­vin­nen und Skla­ven des 21. Jah­rhun­derts. Men­schen­han­del und Sexsk­la­ve­rei sind in Ver­bin­dung mit dem ille­ga­len Dro­gen­han­del schon heute das bedeut­sam­ste Ges­chäfts­feld­der Orga­ni­sier­ten Kri­mi­na­lität in Europa»,

erläu­tert Man­fred Pau­lus. Der Grund für das Wachs­tum: Die Mafia und andere Orga­ni­sa­tio­nen des orga­ni­sier­ten Ver­bre­chens haben längst erkannt, dass Men­schen­han­del und Sexsk­la­ve­rei ein Low-Risk-Geschäft sind: Geringe Inves­ti­tions­kos­ten, höchste Lukra­ti­vität und zudem aus­ges­pro­chen risi­koarm. In der Schweiz wur­den zwi­schen 2010 und 2020 gerade ein­mal zwi­schen 4 und 21 Per­so­nen wegen Men­schen­han­dels verur­teilt – obwohl allein die Fachs­telle für Frauen­han­del und Frauen­mi­gra­tion Zürich (FIZ) in einem Jahr (2020) mehr als 300 Men­schen­han­del­sop­fer betreut. Die Dun­kel­zif­fer wird auch in der Schweiz als «extrem hoch» ein­ges­chätzt – das Risiko für die Täter ist ents­pre­chend gering.                                 

«Es geht nicht nur um die bru­tale Aus­beu­tung und Zerstö­rung von Frauen und Kin­dern und um zahl­lose Ein­zel­schick­sale. Es geht auch um den Erhalt ele­men­ta­rer Werte, um Men­schen­rechte und um Men­schenwürde, um den Erhalt von Rechtss­taat­li­ch­keit und um Glaubwür­dig­keit»,

ist Man­fred Pau­lus über­zeugt.

Natio­nalrä­tin Marianne Streiff, EVP, zeigte an kon­kre­ten Bei­spie­len auf, wie in der Schweiz poli­tisch gegen Men­schen­han­del und Aus­beu­tung gekämpft wird. Der Natio­nal­rat hat bereits 2019 und 2020 zwei EVP-Motionen für mehr Res­sour­cen für den Kampf gegen den Men­schen­han­del sowie für einen eige­nen Straf­tat­bes­tand für Arbeit­saus­beu­tung an den Stän­de­rat über­wie­sen.

«In sei­nem jüng­sten Bericht stellt das fed­pol fest, dass die Kan­tone in der Bekämp­fung des Men­schen­han­dels die Arbeit­saus­beu­tung zu wenig berück­sich­ti­gen und ortet dort erhöh­ten Hand­lung­sbe­darf. Es emp­fiehlt nun auch einen eige­nen Straf­tat­bes­tand für Arbeit­saus­beu­tung, um diese end­lich effek­ti­ver ahn­den zu kön­nen»,

berich­tet Marianne Streiff. In die­ser Ses­sion reicht Natio­nalrä­tin Marianne Streiff zudem eine Motion ein, die flä­chen­de­ckend Auss­tieg­spro­gramme für Men­schen for­dert, die aus der Pros­ti­tu­tion auss­tei­gen wol­len.

«Mehr als 80 Prozent aller Frauen im Sex­ge­werbe wür­den gemäss Stu­dien ihre Tätig­keit sofort been­den, wenn sie die Mögli­ch­keit dazu hät­ten»,

begrün­det Marianne Streiff ihren Vors­toss.

Kam­pa­gnen­lei­ter Ueli Hal­de­mann erläu­terte Gründe, Ziele und Ele­mente der Kam­pagne gegen den Men­schen­han­del in der Schweiz.

«Men­schen­han­del ist ein abscheu­liches Ver­bre­chen, mit dem die Trä­ge­ror­ga­ni­sa­tio­nen in ihrer Arbeit kon­fron­tiert wer­den. Die Opfer sind in einer äus­serst schlim­men Lage und brau­chen drin­gend Hilfe», 

sagt Kam­pa­gnen­lei­ter Ueli Hal­de­mann von der Christ­li­chen Ost­mis­sion. Die Kam­pagne umfasst Medien­mit­tei­lun­gen, TV-Clips auf SRF1 und SRF2 sowie ver­schie­de­nen Regio­nal­sen­dern, E-Boards an acht Bahnhö­fen, einen eigens pro­du­zier­ten Song sowie am 24. Sep­tem­ber als Kam­pa­gnenhö­he­punkt um 15:00 Uhr eine Kund­ge­bung auf dem Bun­des­platz.

Medien­mappe    www.gegen-menschenhandel.ch

 

Kon­takt
Marianne Streiff, Natio­nalrä­tin EVP: +41 79 664 74 57, marianne.streiff@parl.ch
Ueli Hal­de­mann, Kam­pa­gnen­lei­ter: +41 79 699 50 00, ueli.haldemann@ostmission.ch
Man­fred Pau­lus, Kri­mi­nal­haupt­kom­mis­sar a. D.: +49 160 94711521, paulus.manfred@gmx.de
Mar­kus Baum­gart­ner, Medien­ve­rant­wort­li­cher Kam­pagne gegen Men­schen­han­del,
+41 79 707 89 21, info@gegen-menschenhandel.ch