„Bundesrat wird immer unglaubwürdiger“

Am letz­ten Mitt­woch hat die EVP Schweiz ange­sichts des bun­desrät­li­chen Hin und Her in der Kli­ma­po­li­tik die Ein­rei­chung von Vorstös­sen noch in der lau­fen­den Ses­sion angekün­digt. Die­sen Mon­tag hat Par­tei­prä­sident Ruedi Aesch­ba­cher mit­tels Inter­pel­la­tion von der Lan­des­re­gie­rung ver­bind­liche

Ant­wor­ten zu sei­nen widers­prü­chli­chen Ent­schei­den und sei­nem wenig kol­le­gia­len Auf­tre­ten in der Öffent­li­ch­keit ein­ge­for­dert.

Das Ver­dikt des Inter­pel­lan­ten Aesch­ba­cher ist klar: „Die­ser Bun­des­rat ver­liert zuneh­mend an Ver­trauen und Glaubwür­dig­keit." Dazu tra­gen nicht nur die poli­ti­schen Schla­gabtäusche in aller Öffent­li­ch­keit das ihrige bei: das Kol­le­gia­litäts­prin­zip gerät zuneh­mend in Ver­ges­sen­heit; im Legis­la­tur­pro­gramm veran­kerte Posi­tio­nen wer­den im Hau-Ruck-Verfahren über Bord gewor­fen. So auch vor Wochen­frist in der Kli­ma­po­li­tik, als der Bun­des­rat auf die öko­lo­gisch aus­ges­tal­tete Imports­teuer auf Autos ver­zich­tet hat. Noch im Som­mer hat die Lan­des­re­gie­rung diese Mass­nahme als Teil ihrer Kli­ma­schutz­po­li­tik aus­drü­ck­lich bestä­tigt, als sie die CO2-Abgabe auf Treibs­tof­fen fal­len liess.

 

Zusam­men mit den mitun­ter­zeich­nen­den Hei­ner Stu­der (EVP, AG) und Wal­ter Donzé (EVP, BE) will Ruedi Aesch­ba­cher (EVP, ZH) nun zum einen vom Bun­des­rat wis­sen, wie er sich wie­der aufs Kol­le­gia­litäts­prin­zip zu besin­nen gedenke und ob er nicht auch der Mei­nung sei, dass die Mis­sach­tung dieses Verhal­tens­ko­dexes das Anse­hen des Bun­des­rates und das Ver­trauen der Bevöl­ke­rung in die Regie­rung schwäche.

 

Zum andern wirft Aesch­ba­cher dem Bun­des­rat vor, dass die­ser seine ver­fas­sung­smäs­sige Pflicht zur Erhal­tung der natür­li­chen Lebens­grund­la­gen ver­letze, wenn er Mass­nah­men wie die öko­lo­gisch aus­ges­tal­tete Imports­teuer oder die CO2-Abgabe auf Treibs­tof­fen fal­len lasse.

 

Diese Poli­tik ist inso­fern bedenk­lich, als der Bun­des­rat an der Kli­ma­kon­fe­renz von Mon­treal die ande­ren Län­der auf­for­dern will, mit dem Kli­ma­schutz vorwärts zu machen. Wäre es nicht bes­ser, die Schweiz würde zuerst ihre Hau­sauf­ga­ben machen und end­lich Mass­nah­men zum Kli­ma­schutz bes­chlies­sen und umset­zen? Welt­weit erklä­ren Exper­ten und Exper­tin­nen die Situa­tion als immer drin­gli­cher. Der­weil verharrt der Bun­des­rat in der Hal­tung „nach uns die Sint­flut."

 

Zürich, 30. Novem­ber 2005/nh/rae